2003 Wissen Schafft Kunst
IAB Nürnberg (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung)

Projektbeschreibung
Bilder zum Projekt
Vernissage


Meine Malerei beschäftigt sich mit Menschen und ist dicht an der Figur angesiedelt. Die Abstraktion der Figur folgt dem Thema. Die Anatomie beugt sich der Bildidee. Sie ordnet sich den Bedingungen des Formenkanons und des Farbklanges unter.

Dies hat im Entwicklungsprozess meiner Malerei zu einer eigenen Formensprache geführt.. Die Welt, das Leben auch mit seinen grausamen Seiten ist schön. Ich will mit Ästhetik provozieren, zum Nachdenken anregen.

Das Kunstwerk stellt den Veränderungsprozess im Allgemeinen dar und ist nicht auf den Reformprozess der BA eingeengt. Nur mit einer grundlegenden Reform kann die Demokratie stabilisiert werden.

Die gesamte Wand

Das Gemälde, 4 m x 19 m (ohne Innenflächen), hat viel Kraft gekostet (auch physisch). Beim Skizzieren und Malen musste immer wieder die Wirkung aus der Entfernung überprüft werden. Sieben Etagen Gerüst hoch und runter. Das Gemälde ist das Ergebnis eines über Jahre gereiften Erkenntnisprozesses. Dieser speist sich aus der Verarbeitung meiner Biografie und der Auseinandersetzung mit der christlich-abendländischen Tradition und aus der bewussten Überschreitung ihrer überlieferten Formensprache und ihres Wertekanons.

Die Wand als Komposition

Von oben schwingt der Posaunenengel ein. Das Bild wird schmaler mit den nächsten beiden Figuren. Im Zentrum erreicht es seine größte Breite. Die Figuren rotieren um den Jongleur, dessen Kreis somit nicht statisch, sondern zum zentralen dynamischen Moment wird. Die Wand klingt über den Trommler und den Sitzenden nach rechts unten - entgegengesetzt zur Eingangsrichtung aus. Die alles verbindende Farbe ist ein ultramarin-kobaltvioletter Ton der sich in allen Figuren wieder findet. Die Figuren befördern und behindern sich, je nach Sichtweise gegenseitig.

Der Posaunenengel

Engel steht für Bote oder Botschafter. Das alte Testament kennt unter anderem die Engel von Jericho, Sodom und Gomorra. Sie müssen zerstören, nur so kann neues schöpferisch entstehen. Der alte und ewig junge Kreislauf des Lebens. Sie tun dies mit der Verantwortung um die zehn Gerechten. In Anlehnung an Ernesto Cardenal, einem bekannten Vertreter der Befreiungstheologie, bedeutet die Zerstörung die Übernahme einer großen Verantwortung. Ohne diese kommt es zur blinden Zerstörungswut.

Beugender

Eine Figur deren Rückgrat im Augenblick nicht vorhanden ist. Die Figur hängt sich in den Wind und ähnelt einem Wetterhahn. Sie hat aber auch die Möglichkeit sich zu beugen in eine neue Zeit, in neue Zustände. Sich geänderten Bedingungen stellen ist eine große Herausforderung, die viel Kraft und Elan braucht. Stellen wir uns diesen Aufgaben nicht, werden die notwendigen Veränderungen in kurzer Zeit einen viel höheren Tribut fordern.

Aufsteigender

Ein Kletterer an der Wand des Lebens. Voller Spannung und Konzentration, auf höchste gefährdet. Er streckt und reckt sich um neue Ziele zu erreichen. Oder ist es der Karrierist, der blindwütig ohne Rücksicht auf andere nach oben strebt?

Weisender

Eine beliebige Anzahl dieser Figuren kann im Kreis stehen und auf den Nachbarn zeigen. Ich bin nicht zuständig das einhellige Credo, oder dem Hinweis, der andere soll doch sparen. Er steht sich selbst auf der Hand. Mit dieser Mentalität werden wir das Projekt einer demokratischen Bundesrepublik Deutschland nicht aufrechterhalten.

Er weist uns den Weg, quält sich vorwärts. Wo Widerstände ihn bremsen greift er sein Bein und treibt weiter. Da geht es lang.

Sitzender

Am Hintereingang des IAB sitzt er und beobachtet teilnahmslos den Prozess. Las die machen, auch dieser Kelch zieht an mir vorüber.

Zur Ruhe kommen, zur Seite treten und Abstand gewinnen. Zeit finden zum Nachdenken, um mit neuen Ideen und frischer Kraft wieder einzusteigen.

Vorübergehen

Nicht alle werden uns bei diesem Prozess begleiten. Es wird Menschen geben die uns vorübergehend unterstützen oder verlassen. Die Veränderung als einzige Kontinuität im Gesamtprozess.

Jongleur

Wir balancieren, suchen das Gleichgewicht. Wir mischen neu in schwierigen Zeiten. Gab es jemals einfache Zeiten? Der Gewinn von Erkenntnis bedeutet den Verlust des Paradieses der Ahnungslosigkeit. Unsere volle Konzentration und Kraft ist in solchen Situationen gefordert. Das Leben ein permanenter spannender Rotationszyklus, ein Wechsel von Oben und Unten, von Werden und Vergehen.

Trommler

Trommeln ist ein archaischer Akt. Laut unbändig, voller Rhythmus ruft er die seinen zusammen. Sind es die Menschen die vorwärts wollen, oder sind es die alten Seilschaften. Wir selbst, jeder einzelne entscheidet über den Erfolg und den Nutzen der dringend anstehenden Veränderungen.

Innenwand

Die Figur wird reduziert auf ein Fragment. Ein Detail wird sichtbar. Es beginnt ein Abstraktionsprozess, der die Figuren auf der Innenwand des Treppenhauses entstehen lässt.

Farbe und Form stehen für Gedanken. Diese diffundieren durch den Beton und erscheinen in einer neuen Ausdrucksform. Jede Figur der Frontalwand hat ein Spiegelbild im Innenbereich. Farblich und formal reduziert, aber auf gleicher Höhe zu den außen sichtbaren Figuren.