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 Rheinpfalz 30.08.2000 - Was Ist ein Bild?

Klaus Hopfs Kunstaktion endet auf dem Berliner Platz

Von unserer Mitarbeiterin Heike Marx

Erleuchtete Straßen, Nachthimmel über der Hochstraße, Autos, Straßenbahnen, Passanten. Man sitzt im Eiscafé, betrachtet Bilder auf einer Projektionswand zu den Klängen von Musik: Urbane Atmosphäre, Kultursommer in Ludwigshafen.

Von elf Bildern, die KLAUS Hopf seit Juni auf Plakatwände im Stadtgebiet gemalt hat, existiert nur noch ein einziges und auch dieses wird in einer Woche verschwunden sein. Es waren Bilder, wie er sie gewöhnlich auf Leinwand malt, keine im Hinblick auf ihre Vergänglichkeit auf die Schnelle konzipierten Augenblicksbilder. Klaus Hopf gehört zwar nicht zu den langsam arbeitenden Malern, aber fünf bis acht Stunden harte Arbeit hat er doch für ein Bild gebraucht. Und wenn es dann einfach überklebt wurde hat ihm das schon weh getan. Doch das Konzept wollte, dass die Dauer eines Bildes auf nur 14 Tage begrenzt war. Die Plakatwände sind kommerzielle Großwerbeflächen, die dem Künstler kostenlos zur Verfügung gestellt wurden.

Trotzdem sind die Bilder noch da, denn wir sehen sie ja auf der Projektionswand. Sind es noch richtige Bilder oder sind sie es nicht? Bei der Abschlussveranstaltung des Kultursommerprojekts „SchichtWechsel“ auf dem Berliner Platz, das Hopf mit Unterstützung durch den Verein Kultur Rhein-Neckar verwirklichte, konnte man sich auch diese Frage stellen.

Im Format 3 x 4 Meter sah man Bilder auf eine ganz andere Weise entstehen, als im ursprünglichen Malvorgang. Wie ein Puzzle aus Rechtecken baute sich die Blaue Frau mit Schal auf gelben Grund über einer farbschwachen Vorzeichnung auf. Ein anderes Bild entstand wie ein rückwärts gelesener Kalender, indem sich Blatt über Blatt legt. Bei einem dritten war dieses Verfahren dahin abgewandelt, dass sich die Blätter von verschiedenen Seiten hereinschoben. Hopf mobilisierte eine breite Palette von Möglichkeiten der Computeranimation, um ein Bild virtuell zu betrachten. Oder um an einem virtuellen Bild neuartige Seheindrücke zu erproben?

Dazu spielten Alexej Sobol und Vitalij Filimonov, die durch das Quattrologe-Projekt in der Region bekannt wurden, Musikstücke, die Sobol für diesen Anlass komponiert hat. Es ist eine laute Musik, die sich mühelos gegen den Straßenlärm behauptet. Sie verarbeitet unterschiedliche Stileinflüsse und zeigt den russischen Gitaristen, den man als eher lyrisch sensiblen Klassiker kennen gelernt hatte, von einer überraschend neuen Seite.

Zum Nachdenken regte die Veranstaltung in vielerlei Weise an. Was ist und was bewirkt Kunst in unserer Gesellschaft? Was hat Vorrang, das Bild als Kunstwerk oder das Projekt als Konzept? Bewirkt Kunst etwas wenn man sie an Orte trägt, an denen sie sonst nicht stattfindet? Erreicht sie über den ungewöhnlichen, ihrem Wollen konträren Weg der Plakatwerbung Menschen, die vorher nicht mit ihr in Berührung kamen? Ideen, Experimente, Erfahrungen, Öffentlichkeit – sie waren den Versuch wert, bei dem, mit Ernst Bloch zu sprechen, der Weg das Ziel ist.

Welche Rolle spielen darin die elektronischen Medien und das Internet? Als Maler bekennt sich Klaus Hopf eher konservativ zum Bild, als Programmierer einer Werbeagentur kennt er sich in den Bildmöglichkeiten aus, die der Computer bietet. Seine Kataloge brennt er auf CD, seine Bilder stellt er ins Internet. Sind das schlicht neue Wege der Vermittlung von Kunst oder wird sich diese dadurch verändern? Rund 600 Durchgänge verzeichnete er auf seiner Homepage seit Beginn der Aktion vor zwei Monaten. Den ersten Projektionsabend verfolgten 300 Neugierige im Internet, mehr als vor Ort. Schichtwechsel vom tatsächlichen zum virtuellen Bild.